Akina – das KI-gestützte Betriebssystem für die Zukunft der Physiotherapie

Hallo Florian, vielen Dank, dass Du Dir die Zeit für ein Interview mit uns nimmst ! Bitte stelle uns zu Beginn Dich und Dein Team bei Akina kurz vor: 

Hallo und vielen Dank für die Anfrage zum Interview. Mein Name ist Florian Haufe, ich bin gelernter Maschinenbauingenieur und habe mich schon immer sehr für die Anwendung von Technologie in der Medizin interessiert. Forschungen in diesem Bereich haben mich unter anderem in die USA an die Harvard Medical School geführt, bevor ich zurück an der ETH Zürich mein Doktorat am Institute of Robotics and Intelligent Systems absolviert habe. Dort habe ich Michele Xiloyannis kennengelernt, und zusammen haben wir im Jahr 2021 Akina gegründet.

Zum Akina-Team: Wir sind in den letzten Monaten nicht nur in der Anzahl der Mitarbeitenden, sondern auch in der Diversität ziemlich gewachsen. So decken wir inzwischen die unterschiedlichsten Studien- und Berufsrichtungen ab. Von Software- und Machine Learning Engineers über Bewegungswissenschaftler bis hin zu Physiotherapeutinnen arbeiten bei Akina 17 Leute daran, die Zukunft des digitalen Gesundheitswesens zu gestalten.

Vielleicht möchtest Du uns Euer Startup, ganz zu Beginn unseres Interviews, kurz vorstellen ? 

Gerne. Akina ist ein MedTech Startup und Spin-off der ETH Zürich, welches Michele und ich, wie bereits erwähnt, im Jahr 2021 gegründet haben. Das Ziel von unserer Software ist es, Patient*innen nach einer Verletzung oder Erkrankung auf ihrem Weg zur Besserung zu begleiten und ihnen zu weniger Schmerzen und mehr Mobilität zu verhelfen. 

Dies möchten wir erreichen, indem wir das Beste aus KI-gestützter Bewegungserkennung und einer echten menschlichen Verbindung auf der anderen Seite kombinieren. Unsere Software Akina Cloud beinhaltet wissenschaftlich erprobte Therapiepläne für verschiedene Indikationen, welche Patient*innen zuhause als Teil ihrer Physiotherapie ausführen können. Bereits während des Trainings erhalten sie Feedback in Echtzeit – man kann sich das so vorstellen, als ob ein Youtube-Tutorial auf einen reagiert. Um die Therapie noch weiter zu optimieren, evaluieren qualifizierte Physiotherapeut*innen das Training asynchron auf Basis eines KI-generierten Berichts und passen dann den Therapieplan gegebenenfalls weiter auf die individuellen Bedürfnisse des Patienten an.

Welches Problem wollt Ihr mit Akina lösen?

Der Bereich der muskuloskelettalen Gesundheit ist ein bedeutender Teil des Gesundheitswesens, und bei vielen Erkrankungen oder Verletzungen des Bewegungsapparates wird Physiotherapie verordnet. Ein grosser Teil dieser Therapie findet jedoch nicht in der Physiotherapiepraxis an sich statt, sondern sollte vom Patienten selbstständig zuhause ausgeführt werden. Leider wird die verordnete Physiotherapie zuhause aber nicht oder nur unvollständig umgesetzt. Es fehlt einfach an motivierender und klarer Anleitung. Mit Akina wollen wir Patient*innen bei ihrem Training zuhause unterstützen und Therapeuten die Möglichkeit geben, mit ihren Patient*innen im Dialog zu bleiben.

Wie ist die Idee zu Akina entstanden ?

In unserer gemeinsamen Arbeit an der ETH Zürich haben Michele und ich mit neurologischen Patienten zusammengearbeitet. Dort haben wir dann auch die grossen Lücken im Bereich der Physiotherapie und der Rehabilitation ausserhalb von Kliniken entdeckt und beschlossen, diese mit Akina zu schliessen. 

Wie würdest Du Deiner Großmutter Akina erklären ?

Ich würde ihr sagen, dass sie durch Akina einen digitalen Helfer für ihre Krankengymnastik zuhause bekommt. Dieser zeigt ihr auf dem Bildschirm genau vor, welche Bewegung sie wie oft machen muss – und er weist sie sogar darauf hin, wenn sie bei einer Übung noch etwas verbessern kann. Ihr behandelnder Physiotherapeut betreut sie aber weiterhin und kann bei Akina eine Zusammenfassung ihres Trainings einsehen, um in der nächsten persönlichen Physiotherapie-Sitzung noch besser auf sie und ihre Bedürfnisse eingehen zu können.

Wie funktioniert Euer Geschäftsmodell ?

Primär wird Akina in Zukunft als digitale Gesundheitsanwendung über die Schweizer Mittel- und Gegenständeliste, und somit über die Krankenversicherung abgerechnet. Die Verwendung muss von Ärzt*innen verordnet werden. 

Optional und separat von der digitalen Software,  integriert Akina auch das Prinzip der therapeutischen Fernüberwachung (RTM, Remote Therapeutic Monitoring). Diese therapeutische Dienstleistung wird in den USA bereits erfolgreich angewandt und stellt eine neue Behandlungsform dar. 

RTM bedeutet, dass Physiotherapeut*innen datengestützte Erkenntnisse darüber, was ihre Patienten zu Hause tun, nutzen können, um die Therapie aus der Ferne anzupassen und den Fortschritt zu überwachen. Akina wird die Möglichkeiten in diesem Bereich auf eine ganz neue Ebene heben. Wir werden das einzige RTM-Tool sein, das über objektive, auf unserer KI basierende Daten verfügt. Wir wollen damit Schweizer Physiotherapeuten befähigen, in Zukunft neue und noch wirksamere Therapieformen anzubieten.

Wie groß ist Euer Startup inzwischen ? 

Inzwischen zählen wir 17 Mitglieder in unserem stetig wachsenden Team. 

Blicke bitte einmal zurück: Was ist in den vergangenen Jahren so richtig schief gegangen ?

Glücklicherweise ist bis jetzt noch nichts so richtig schief gegangen. Bei einem jungen Startup kann das ja auch schnell das Ende bedeuten. Wir haben aber immer wieder kleine und mittelgrosse Rückschläge erlebt – davon so viele, dass ich sie gar nicht alle aufzählen kann.

Was habt Ihr daraus gelernt ? 

Zu erst einmal, dass Fehler machen Teil des Plans ist. Wenn immer alles klappt, hat man wahrscheinlich das Ziel nicht hoch genug gesetzt. Ausserdem, dass Rückschläge viel besser im Team zu bewältigen sind. Alleine kann es da manchmal ganz schön beklemmend werden. Und zuletzt, dass alles verhandelbar ist. Wenn ein internationaler Softwarekonzern etwa sagt, ein kostspieliger Vertrag laufe noch für drei Jahre, auch wenn wir das Produkt nicht effektiv nutzen können – dann ist das lediglich der Start für die Verhandlungen. 

Wie ist Euer Startup finanziert ?

Wir haben Investments von insgesamt CHF 1.8m von den besten Angel Investoren, die man sich vorstellen kann, erhalten. Alle sind selbst erfolgreiche Unternehmer und risikofreudige Investoren, und bringen neben finanziellen Ressourcen auch unglaublich viele wertvolle Erfahrungen mit, die sie bei Akina einfliessen lassen.

Zudem sind wir wahrscheinlich eines der erfolgreichsten Startups in puncto non-dilutive funding. Wir konnten jeden einzelnen der 1.8 Millionen Investorenfranken mit einem Fördermittelfranken verdoppeln. Hauptsächlich hat uns dabei Innosuisse unterstützt. Wir nehmen diese Unterstützung als zusätzlichen Ansporn, der Schweizer Gesellschaft ein praktisches, zukunftsweisendes Therapiewerkzeug zurück zu geben, und damit mittelfristig zur Kostendämpfung im Gesundheitswesen beizutragen.

Was sind Eure Pläne und Ziele für die nächsten 12 Monate ?

Der wichtigste bevorstehende Meilenstein ist unser Markteintritt im ersten Quartal dieses Jahres (2024). Wir möchten ein möglichst breites Publikum in der Schweiz erreichen, bevor wir Akina später auch auf den internationalen Markt bringen.

Vielen Dank für das Interview.

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