UpGrain – der Upcycling-Pionier aus Appenzell

Hallo Lara, vielen Dank, dass Du Dir die Zeit für ein Interview mit uns nimmst! Vielleicht möchtest Du uns Euer Startup UpGrain, ganz zu Beginn unseres Interviews, kurz vorstellen?

UpGrain, ein junges Startup aus Appenzell, hat es sich zur Aufgabe gemacht, das Potenzial eines bislang ungenutzten Nebenprodukts der Bierproduktion zu entfalten und daraus ein nahrhaftes, gesundes und nachhaltiges Gerstenpulver herzustellen. Der sogenannte Biertreber, der nach dem Brauprozess normalerweise entsorgt wird, erhält bei UpGrain ein zweites Leben. Durch ein mechanisches Upcycling-Verfahren wird der Biertreber zu drei Produkten verarbeitet: UpGrain Protein (ein Gersten-Proteinkonzentrat), UpGrain Fiber (ein Gersten-Faserkonzentrat) und UpGrain Classic (ein vielseitiger Mehlersatz). Diese natürlichen Pulver können in einer Vielzahl von Lebensmitteln eingesetzt werden, darunter Brot, Kuchen, Müsli, Pizza, Snacks, Pasta und viele mehr. Sie bieten nicht nur eine nachhaltige Alternative für die Lebensmittelindustrie, sondern auch einen wertvollen Beitrag zu einer gesunden Ernährung dank ihres hohen Protein- und Ballaststoffgehalts.

Die Vision von UpGrain geht über die reine Wiederverwertung hinaus: Das Startup möchte einen aktiven Beitrag zum Klimaschutz leisten, indem es Abfallprodukte in hochwertige Rohstoffe umwandelt und so wertvolle Ressourcen wieder nutzbar macht. Gleichzeitig strebt UpGrain danach, die Gesundheit der Menschen zu fördern.

Welches Problem wollt Ihr mit UpGrain lösen?

UpGrain steht nicht nur für nachhaltige Innovation, sondern auch für die Lösung zweier grosser globaler Herausforderungen: den Hunger und die Verschwendung von wertvollen Ressourcen. Weltweit leiden immer noch rund 735 Millionen Menschen an Hunger – ein soziales Problem, dem wir nicht tatenlos zusehen wollen. Gleichzeitig wird im Brauprozess der Biertreber, ein wertvoller Rohstoff voller Nährstoffe, oft ungenutzt entsorgt. Für uns ist das unverständlich, denn wir sehen das Potenzial in dieser Ressource, die sonst verschwendet wird. Mit unserem Upcycling-Prozess verwandeln wir den ungenutzten Biertreber in nahrhafte Produkte, um nicht nur den Hunger zu bekämpfen, sondern auch das Problem von Food Waste zu adressieren. UpGrain schafft eine Verbindung zwischen der Verringerung von Lebensmittelverschwendung und der Herstellung nachhaltiger, gesunder Lebensmittel. Zudem trägt unser Ansatz zur Bekämpfung des Klimawandels bei, indem wir Ressourcen effizient nutzen und die Umweltbelastung reduzieren. Unsere Mission ist es, mit einem nachhaltigen, sozialen und klimafreundlichen Ansatz einen positiven Beitrag für Mensch und Natur zu leisten.

Wie ist die Idee zu UpGrain entstanden?

Vor etwa sieben Jahren betrat Vincent Vida, Gründer von UpGrain, zum ersten Mal eine Brauerei – ein Besuch, der sein Leben und die Zukunft von Nahrungsmitteln nachhaltig verändern sollte. Während der Brauereiführung fiel ihm auf, wie viel Abfall bei der Bierproduktion entsteht. Doch dieser „Abfall“ war für Vincent mehr als nur ungenutztes Material. Er erkannte, dass diese Überreste voller wertvoller Nährstoffe stecken, die unberechtigterweise weggeworfen werden. Vincent begann, an einer Lösung zu tüfteln, wie man diesen vermeintlichen Abfall in gesunde, essbare und sogar schmackhafte Lebensmittel verwandeln kann. Nach Jahren des Experimentierens und Entwickelns entstand schliesslich die Technologie, mit der UpGrain heute erfolgreich arbeitet. Der Prozess wandelt Biertreber, ein Nebenprodukt der Bierherstellung, in nahrhafte Produkte um, die nicht nur die Gesundheit fördern, sondern auch im Kampf gegen Hunger und Lebensmittelverschwendung eine Rolle spielen.

Wie funktioniert Euer Geschäftsmodell?

Der Upcycling-Prozess ist denkbar einfach und effizient. Unsere Anlage ist direkt in der Brauerei installiert und mit dem Nebenstrom der Bierproduktion verbunden. Alles, was nach dem Brauen nicht mehr benötigt wird, gelangt unmittelbar in unsere Maschine, wo es in wertvolle Pulver umgewandelt wird. Aus diesem Prozess entstehen danach unsere drei Hauptprodukte. Diese Pulver werden anschliessend verpackt und an unsere Kunden und Interessten versandt. Hauptsächlich arbeiten wir mit internationalen Distributoren zusammen, die unsere Produkte als Rohstoffe an verschiedene Industrien weiterverkaufen. Zu unseren Kunden zählen auch zahlreiche Lebensmittelhersteller wie Bäckereien, Konditoreien und weitere Unternehmen, die unsere Pulver direkt in ihre Produkte integrieren und so nachhaltige, gesunde Lebensmittel für den Markt schaffen.

Wie gross ist Euer Startup inzwischen?

Unser Team ist auf rund fünfzehn Personen (inkl. Produktion) angewachsen, die alle entscheidenden Bereiche abdecken und weiterentwickeln. Dabei geht es nicht nur um fachliche Expertise – jede

Einzelne ist tief mit den Werten unseres Unternehmens verbunden und trägt diese Überzeugungen in die tägliche Arbeit. Diese enge Verbundenheit und das gemeinsame Ziel stärken unser Team und schaffen eine besondere Arbeitsatmosphäre. Es ist diese authentische Leidenschaft für unsere Mission, die unser Arbeitsklima so harmonisch und inspirierend macht.

Blicke bitte einmal zurück: Was ist in den vergangenen Jahren so richtig schief gegangen?

Die Reise von UpGrain war geprägt von Herausforderungen, die mit der Einführung einer disruptiven Innovation einhergehen. Unser Prozess und Produkt sind neuartig und haben bestehende Strukturen in Frage gestellt. Dieser Weg war alles andere als einfach – viele der rechtlichen, strategischen und operativen Rahmenbedingungen waren entweder noch nicht klar definiert oder erwiesen sich als äusserst komplex. Disruptive Innovationen erfordern Mut, Flexibilität und Ausdauer. Über die Jahrehinweg haben wir bei UpGrain vieles ausprobiert und stetig dazugelernt. Durch kontinuierliches Testen und Optimieren haben wir unsere Prozesse verfeinert und dabei neue Standards geschaffen. Diese Herausforderungen haben uns letztlich gestärkt und unser Verständnis vertieft, wie wir den Markt nachhaltig prägen können.

Was sind Eure Pläne und Ziele für die nächsten 12 Monate?

UpGrain steckt derzeit in einer spannenden Phase der Planung und Entwicklung. Am 11. September 2024 feierten wir die offizielle Einweihung unserer Upcycling-Anlage in der Brauerei Locher in Appenzell – ein Meilenstein, der uns ermöglichte, unsere Idee und Mission einem breiteren Publikum zu präsentieren. Dieses Event war nicht nur ein wichtiger Schritt für UpGrain, sondern auch ein grosser Erfolg in der Verbreitung unserer Vision. Doch wir blicken bereits nach vorne: In der Zukunft stehen neue Kooperationen mit weiteren Brauereien auf dem Plan. Gleichzeitig arbeiten wir intensiv daran, unsere innovativen Produkte in noch mehr Lebensmittelanwendungen zu integrieren. Verschiedenste Projekte werden derzeit getestet und weiterentwickelt, um die Vielseitigkeit von UpGrain in neuen Märkten und Produkten zu entfalten.

Vielen Dank für das Interview.

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