Hallo Stefan, vielen Dank, dass Du Dir die Zeit für ein Interview mit uns nimmst ! Bitte stelle uns zu Beginn Dich und Dein Team bei Positrigo kurz vor:
Mein Name ist Stefan Bircher und ich bin der Chief Commercial Officer bei Positrigo. Wir haben unsere Büros und Entwicklungsräume im Technopark Zürich und zählen momentan 18 Mitarbeiter/Innen.
Vielleicht möchtest Du uns Euer Startup, ganz zu Beginn unseres Interviews, kurz vorstellen?
Positrigo wurde 2018 als ETH Spin-off von Dr. Jannis Fischer und Dr. Max Ahnen gegründet. Wir sind ein Pionier in funktionellen Bildgebungstechnologien. NeuroLF ®- unser erstes Gerät – ist ein ultrakompaktes Gehirn Positronen-Emissions-Tomographie (PET) System, welches bei der Diagnose von Demenzkrankheiten wie der Alzheimer-Krankheit und anderen Erkrankungen des Gehirns eingesetzt werden kann.
Welches Problem wollt Ihr mit Positrigo lösen?
Wir wollen die funktionelle Bildgebung des Gehirns möglichst vielen Leuten zugänglich machen. Die Geräte welche momentan im Einsatz sind, sind sehr gross und teuer und werden hauptsächlich zur Diagnose von Krebspatienten eingesetzt. Mit der Verfügbarkeit von Medikamenten für Alzheimer Patienten wird es aber eine grosse Zahl von Menschen geben, welche einen Gehirn-PET Scan brauchen und für diese Patienten wird unser Gerät die Lösung sein.
Wie ist die Idee zu Positrigo entstanden?
Die ursprüngliche Idee, ein dezidiertes Gehirn-PET System zu entwickeln, kam von Prof. em. Dr. Alfred Buck, welcher der Leiter des NeuroPET Programms an der Universitätsklinik Zürich war. Prof. Buck sah den Bedarf für eine solches Gerät aufgrund der bevorstehenden Zulassung von Medikamenten für die Therapie von Alzheimer Patienten. Diese Patienten müssen zuerst einen Gehirn-PET Scan machen, bevor das Medikament verabreicht werden kann. Er kam mit dieser Idee zum Institut für Teilchenphysik an der ETH, wo Jannis uns Max gerade ihre Doktorarbeit schrieben. Beide fanden die Idee spannend und fingen an, ein solches Gerät zu entwickeln – das war der Grundstein der heutigen Positrigo.
Obwohl Prof. Buck diese Idee bereits um 2015 hatte, wurden erst im Juni 2023 die ersten Medikamente für Alzheimer Patienten in den USA zugelassen. Gerade zum richtigen Zeitpunkt für Positrigo – da nun die Entwicklung des NeuroLF abgeschlossen ist und Patienten von unserem Gerät profitieren können.
Wie würdest Du Deiner Großmutter Positrigo erklären?
Wir entwickeln und verkaufen ein Gerät, welches die Hirnfunktion eines Menschen darstellen kann und somit dem Arzt erlaubt, allfällige Krankheiten des Gehirns – wie zum Gehirntumore oder Alzheimer – zu diagnostizieren.
Hat sich Euer Konzept seit dem Start irgendwie verändert?
Nein, das Konzept ein dezidiertes Gehirn-PET System zu entwickeln, die Marktzulassung zu erlangen und es dann zu verkaufen, ist gleichgeblieben. Wir haben aber gewisse Gerätefunktionen aufgrund von Rückmeldungen aus dem Markt angepasst oder ganz weggelassen.
Wie funktioniert Euer Geschäftsmodell?
Wir verkaufen unser Gerät weltweit an Kliniken und Diagnostikzentren welche die funktionelle Bildgebung mittels PET anbieten möchten. In den USA haben wir eine Tochtergesellschaft welche sich um den US-Markt kümmert und in Europe arbeiten wir primär mit ausgewählten Vertriebspartnern zusammen.
Wie genau hat sich Positrigo seit der Gründung entwickelt?
Die ersten beiden Jahre war Positrigo nicht wirklich aktiv während Jannis und Max den ersten Prototypen entwickelt haben. Im Jahr 2020 wurde dann eine erste Finanzierungsrunde erfolgreich abgeschlossen und auch erste Mitarbeite eingestellt. Von diesem Zeitpunkt an ging es relativ schnell und die Firma ist jedes Jahr um 4 – 5 Mitarbeiter gewachsen.
Wie groß ist Euer Startup inzwischen?
Wir sind momentan 18 Mitarbeiter. Da unser erstes Produkt erst in diesem Jahr auf den Markt kommen wird, haben wir noch keinen Umsatz, das wird sich aber in den kommenden 12 Monaten ändern. Mit der Marktzulassung und den ersten Verkäufen, planen wir auch weiter zu wachsen und zusätzliche Mitarbeiter einzustellen.
Blicke bitte einmal zurück: Was ist in den vergangenen Jahren so richtig schief gegangen?
Wir sind in der privilegierten Lage, dass wir bis jetzt keine richtig grossen Probleme zu bewältigen hatten. Natürlich kommt es bei der Entwicklung eines neuen Medizintechnik-Gerätes immer wieder zu unerwarteten Entdeckung welche auch Verzögerungen mit sich bringen können. Bis jetzt sind wir aber sehr zufrieden, was wir mit einem relativ kleinen Team alles erreicht haben.
Und wo habt Ihr bisher alles richtig gemacht?
Alles richtig macht man wohl nie. Wir dürfen aber sagen, dass wir es bis jetzt geschafft haben, in relativ kurzer Zeit ein sehr komplexes Gerät zu entwickeln und neben dem Fokus auf der Produktenwicklung auch andere geschäftsrelevante Bereiche wie Investorensuche und Marktentwicklung nicht vernachlässigt haben.
Wie ist Euer Startup finanziert?
Wir waren bis anhin erfolgreich bei der Beantragung von gewissen Fördermitteln von Venture Kick, Innosuisse und dem European Innovation Council. Neben diesen Unterstützungsbeiträgen werden wir von sogenannten VCs (Venture Capitalists) finanziert.
Was sind Eure Pläne und Ziele für die nächsten 12 Monate?
In den nächsten 12 Monaten möchten wir die Marktzulassung in den US (FDA clearance) und in Europa (CE-Zeichen) erhalten, damit wir die ersten Kunden gewinnen und die ersten Geräte ausliefern können.
Vielen Dank für das Interview.
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