Hallo Moritz, vielen Dank, dass Du Dir die Zeit für ein Interview mit uns nimmst ! Bitte stelle uns zu Beginn Dich und Dein Team bei Borobotics kurz vor:
Mein Name ist Moritz Pill und ich bin einer der drei Gründer von Borobotics (zusammen mit Hans-Jörg Dennig und Philipp Ganz). Wir sind aktuell ein Team von acht bestehend aus sechs Maschinenbau-Ingenieuren, einem Elektroingenieur und mir, der sich um alles Andere was anfällt kümmert (Admin, Finanzierung, Buchhaltung, Kommerzialisierung, Marketing etc.)
Vielleicht möchtest Du uns Euer Startup, ganz zu Beginn unseres Interviews, kurz vorstellen ?
Wir sind Borobotics – ein Spinoff der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften mit Sitz in Winterthur (Schweiz). Wir entwickeln einen Bohrroboter für Geothermiebohrungen im urbanen Bereich. Das System ist deutlich kompakter, leiser, kostengünstiger und klimafreundlicher als konventionelle Bohrer und hat das Potenzial die Wärmewende deutlich zu beschleunigen.
Welches Problem wollt Ihr mit Borobotics lösen?
Geothermie ist die effizienteste Energiequelle um unsere Gebäude zu beheizen/kühlen. Jedoch macht Geothermie immer noch nur einen Bruchteil der Heizungen in Deutschland/der Schweiz aus (~1% in der Schweiz). Das liegt an mehreren Gründen:
- Platz: Um nach oberflächennaher Geothermie zu bohren, wird viel Platz (>50m2) benötigt. Der Bohrer ist 6 Meter hoch, wiegt über 10 Tonnen und benötigt einen dieselbetriebenen Kompressor, ein Bohrgestänge, dass immer wieder nachgeführt werden muss sowie grosse Mulden für den Bohrschlamm. Viele Grundstücke, besonders in Stadtzentren, haben nicht den nötigen Platz oder Zufahrtsmöglichkeiten (für Sattelschlepper etc.), andere Eigentümer möchten nicht ihren gesamten Garten renovieren müssen. Daher ist Geothermie oftmals keine Option.
- Kosten & Wartezeit: Geothermiebohrer sind sehr teuer (>1.5M CHF), weshalb es nicht viele davon gibt (~130 in CH, ~600 in DE). Das bedeutet, dass die Wartezeiten bis zur Bohrung momentan bis zu 2 Jahre sind. Durch die grossen Gerätschaften fallen dann auch noch hohe Kosten an, da Genehmigungen eingeholt werden müssen und oftmals der Garten rennoviert werden muss.
Mit unserem Bohrroboter lösen wir die oben genannten Probleme. Wir integieren den kompletten Bohrer im Bohrloch selbst. Das bedeutet, dass wir weder Bohrturm, noch Bohrgestänge, noch Kompressor benötigen und damit einen viel geringeren Platzbedarf haben (<8m2). Der Bohrroboter ist kostengünstig in der Fertigung sowie im Betrieb (er bohrt autonom) und benötigt lediglich Strom und Wasser für den Betrieb. Er ist somit auch viel besser für die Umwelt (~90% weniger Emissionen).
Wie ist die Idee zu Borobotics entstanden ?
Die Idee zu unserem Bohrroboter ist als Universitätsprojekt entstanden. Damals war die Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften mit unserem CEO Hans-Jörg Dennig (Dozent an der ZHAW) involviert. Ziel des Projektes war es eine Lösung für einen kompakten Geothermiebohrer zu finden. Das Projekt war letztendlich erfolglos, wurde jedoch von Herrn Dennig privat weiter vorangetrieben. 2021 hat Herr Dennig dann von der InnoSuisse Fördergelder für ein Proof of Concept seines Designs bekommen, was nach positivem Ergebnis zum Spin Off und Gründung von Borobotics im Juli 2023 führte.
Wie würdest Du Deiner Großmutter Borobotics erklären ?
Wir entwickeln einen Bohrer, der sich autonom 250 Meter tief in die Erde graben kann und der es auf kleinstem Raum ermöglicht, ein Gebäude sehr nachhaltig zu beheizen.
Hat sich Euer Konzept seit dem Start irgendwie verändert ?
Da wir in der Prototypen- und Testphase sind, verändert sich unser Konzept andauernd. Mit jedem Bohrtest lernen wir dazu und sehen was gut funktioniert, und was verbessert werden muss.
Wie funktioniert Euer Geschäftsmodell ?
Wir werden unsere Bohrer an die existierenden Bohrfirmen vermieten und einen Preis pro gebohrtem Meter verlangen. Für den Endkunden wird die Bohrung in etwa gleich viel wie heute Kosten – sie sparen dafür einiges an Folgekosten (z.B. Renovation des Gartens)
Wie genau hat sich Borobotics seit der Gründung entwickelt ?
Bis zur Gründung haben wir die verschiedenen Module unseres Bohrroboters nur im Labor testen können. Seitdem haben wir einen funktionierenden ersten Prototypen des ersten Moduls mit Motoren, Getriebe und Bohrkopf entwickeln und bauen können, den wir jetzt im Gestein testen. Gleichzeitig ist unser Team von 4 auf 8 angewachsen.
Wie groß ist Euer Startup inzwischen ?
Wir sind aktuell 8 – da wir noch kein marktreifes Produkt haben, gibt es auch noch keinen Umsatz.
Blicke bitte einmal zurück: Was ist in den vergangenen Jahren so richtig schief gegangen ?
Bei unseren Bohrtests geht immer noch so einiges schief. Das ist auch völlig normal und gut so am Anfang der Entwicklung. Wir versuchen den Bohrer jetzt da wir noch verhältnismäßig früh in der Entwicklung sind, so weit wir möglich an (oder über) die Grenzen zu bringen, denn nur so können wir verstehen was gut funktioniert und was verändert/verbessert werden muss.
Was habt Ihr daraus gelernt ?
Grösstenteils oben schon beantwortet – wir lernen konstant dazu und verändern unser Produkt.
Und wo habt Ihr bisher alles richtig gemacht ?
Nirgendwo, ausser dass wir voll hinter unserem Produkt stehen, da wir das Potential sehen, dass wir den Heizungsmarkt in den kommenden Jahren radikal verändern können.
Wie ist Euer Startup finanziert ?
Wir werden über Privatinvestoren, strategische Investoren (Firmen), sowie aus Fördergeldern finanziert (z.B. Schweizer Bundesamt für Energie, Klimafonds Stadtwerk Winterthur etc.)
Was sind Eure Pläne und Ziele für die nächsten 12 Monate ?
In den kommenden 12 Monaten möchten wir den Bohrroboter weiter auf Herz und Nieren testen. Das, sowohl in unterschiedlichen Geologien (Lockergestein vs. Hartgestein) sowie in unterschiedlichen Tiefen (bis zu 250 m). Dafür haben wir eine Reihe von Bohrtests geplant. Gleichzeitig arbeiten wir bereits an der nächsten, verbesserten Version unseres Prototypens.
Vielen Dank für das Interview.