smart conversion im Interview

Hallo Daniel, vielen Dank, dass Du Dir die Zeit für ein Interview mit uns nimmst ! Bitte stelle uns zu Beginn Dich und Dein Team bei smart conversion kurz vor:

Unser Startup wurde 2016 von mir und Jörg Mafli gegründet. Seit 2018 werden wir von Investoren unterstützt und können intensiver daran arbeiten. Seit diesem Frühling unterstützt uns zusätzlich Raffael Gross als Maschinenbauingenieur.

Vielleicht möchtest Du uns Euer Startup, ganz zu Beginn unseres Interviews, kurz vorstellen ?

Wir entwickeln zusammen mit 3 Schweizer Hochschulen im Rahmen eines Innosuisse-Projektes einen Kältegenerator nach dem Stirlingprinzip. Hauptziel ist es auf klimaschädliche Kältemittel, die bei marktüblichen Kältekompressoren verwendet werden, verzichten zu können.

Welches Problem wollt Ihr mit smart conversion lösen ?

Kältekompressoren zur Erzeugung von Kälteenergie in Industrie und Haushalt benötigen Kältemittel die zur globalen Erwärmung beitragen. Die heutigen Kältekompressoren verlieren über die Lebensdauer der Geräte permanent Kältemittel, dies führt auch zu Verlusten des Wirkungsgrades.

Ziel ist es eine klimafreundlichere und effizientere Technologie zu entwickeln um Kälteenergie zu erzeugen.

Wie ist die Idee zu smart conversion entstanden ?

Ich war mit Jörg Mafli im Vorstand eines Vereines, dadurch lernte ich ihn näher kennen. Er ist ein klassischer Erfinder und experimentierte seit Jahren in diverse Richtungen. Zusammen haben wir die Idee des “Deltatube“, wie wir unseren Kältegenerator nennen, zum Patent angemeldet und weiterentwickelt.

Wie würdest Du Deiner Großmutter smart conversion erklären ?

Anstelle eines Kältemittels wird Arbeitsgas (Helium) in einem Rohr expandiert was zur Abkühlung an den Aussenwänden führt. Die Expansion des Arbeitsgases wird mit einem Arbeitskolben erreicht der als Linearmotor im Rohr integriert ist.

Der Prozess findet dabei in einem abgeschlossenen Rohr statt, ohne mechanische oder elektrische Durchdringungen. Die Kräfte für den Arbeitskolben werden über Magnetfelder der Spulen ausserhalb des Rohres auf den Arbeitskolben im Innern übertragen. Dadurch können wir den Arbeitsdruck gegenüber heutigen Systemen massiv erhöhen und erhalten dadurch eine höhere Leistungsdichte.

Hat sich Euer Konzept seit dem Start irgendwie verändert ?

Das technische Konzept hat sich nicht geändert, das Geschäftsmodell jedoch schon. Wir wollten ursprünglich Abwärme in Strom umwandeln. Technisch ist das möglich und für unsere Umwelt auch eine Entlastung, doch ist der Strom viel zu billig um diese Anwendung wirtschaftlich zu betreiben.

Wie funktioniert Euer Geschäftsmodell ?

Wir entwickeln den Deltatube und verkaufen diesen an Hersteller von Geräten die Kälteenergie benötigen wie z.B. die Laufmetermöbel bei den Detailhändler. Also da, wo wir die Tiefkühlpizza oder das Joghurt in der Migros oder beim Coop herausnehmen.

Gegenwärtig sind wir auf der Suche nach geeigneten Industriepartner mit Kälteanwendungen.

Wie genau hat sich smart conversion seit der Gründung entwickelt ?

Wir sind typische Schweizer und legen starken Wert auf eine saubere Forschung und Entwicklung. Die Selbstvermarktung kommt dabei oft zu kurz. Dieser Weg dauert am Anfang länger und braucht viel Geduld. Dafür haben wir eine seriöse Innovation mit einer tragfähigen und von Hochschulen validierten Technologie.

Wie groß ist Euer Startup inzwischen ?

Im Team der smart conversion sind wir gegenwärtig zu dritt in der Entwicklung. Auf Seiten der Hochschulen kommen noch ca. 6 Personen dazu die am Projekt arbeiten.

Blicke bitte einmal zurück: Was ist in den vergangenen Jahren so richtig schief gegangen ?

Als Erfinder hat man zu stark die Lösung der technischen Probleme im Fokus und weniger das Geschäftsmodell. Investoren interessiert primär das Geschäftsmodell. Je lukrativer das Geschäftsmodell, desto mehr finanzielle Ressourcen stehen zur Verfügung um die technischen Probleme zu lösen.

Das Funktionsprinzip des Deltatubes ist sehr einfach und intuitiv verständlich. Das täuscht aber über die thermodynamische Komplexität hinweg. Viele Faktoren beeinflussen den Wirkungsgrad des Deltatube. Hier das Optimum zu finden ist eine wahre Herausforderung.

Was habt Ihr daraus gelernt ?

Das Hauptproblem ist der Bestätigungsfehler (confirmation bias). Als Mensch tendiert man dazu Informationen so auszuwählen, zu ermitteln und zu interpretieren, dass diese die eigenen Erwartungen erfüllen. Risiken werden in der ersten “euphorischen“ Gründerphase oft ausgeblendet.

Das hat auch gute Seiten, wenn man sich allen Problemen bewusst wäre, würde man es vielleicht auch nochmals überlegen und gar nicht starten.

Wichtig ist so bald wie möglich eine Risikomatrix technischer und geschäftlicher Art zu erstellen und mit Fleiss und Disziplin die wichtigsten Risiken zu senken.

Und wo habt Ihr bisher alles richtig gemacht ?

Wir haben von der ersten Stunde Kontakt zu den Schweizer Hochschulen gesucht und haben uns mit ihnen ausgetauscht. Auch der Kontakt mit Personen aus der Branche für Kälteerzeugung ist wichtig um das Potential einer Innovation abschätzen zu können.

Wie ist Euer Startup finanziert ?

Als erstes hat uns ein regionaler Seed Capital Investor unterstützt. Gegenwärtig hilft uns eine Stiftung und die Innosuisse finanziert die Forschungsaktivitäten der Hochschulen.

Was sind Eure Pläne und Ziele für die nächsten 12 Monate ?

Wir haben einen Teststand gebaut der bei der FHNW steht und getestet wird.  Die Hochschulen arbeiten gegenwärtig an Simulationsmodellen um die optimale Grösse des Deltatubes und seiner Komponenten abschätzen zu können.

Auf dieser Grundlage bauen wir nächstes Jahr einen Prototypen.

Vielen Dank für das Interview.

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